Smalltalk interkulturell
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Smalltalk und interkulturelle Kommunikation

Deutsche Direktheit liegt nicht im internationalen Trend: Zeit, den Smalltalk zu kultivieren

Wer schon einmal längere Zeit in Großbritannien zugebracht hat, den hat möglicherweise bei der Rückkehr nach Deutschland ein kleiner Kulturschock ereilt. Gerade beim Busfahren – um nur ein Beispiel zu nennen – fällt auf, wie vergleichsweise direkt und teilweise einsilbig es hierzulande im täglichen Umgang zugeht. Oder sind Sie in der letzten Zeit schon einmal von einem Busfahrer beim Einsteigen begrüßt und beim Aussteigen verabschiedet worden, oder haben Sie gar beim Verlassen des Busses ein „Danke“ in seine Richtung gerufen?

Smalltalk – Der „Schmierstoff“ für gelungene Kommunikation

Es sind solche kleinen Höflichkeiten und Deeskalationsstrategien, die die Interaktion mit unseren Mitmenschen auch in einem hektischen Alltag einfach angenehmer machen (könnten). Sie bilden gewissermaßen den Schmierstoff für einen gut „geölten Umgang“ – einen Schmierstoff, der für die Mehrheit der Deutschen auf dem Parkett der internationalen Kommunikation nach wie vor unbekannt ist.

Wir schätzen in Deutschland hingegen eher Direktheit und klare Ansagen: Das „Was“ steht bei uns wesentlich stärker im Fokus, das „Wie“ fällt dabei im kulturellen Umkehrschluss bedingt eher geringer aus – mit entsprechender Wirkung auf unsere Gesprächspartner aus anderen Kulturen. Was sich im Kleinen von jedem aufmerksamen Urlauber beobachten lässt, hat im größeren Kontext internationaler Geschäftsbeziehungen durchaus schwerwiegende Auswirkungen.

„Smalltalk ist wie Tanzen“

Das Zauberwort heißt Smalltalk und war kürzlich Gegenstand eines Interviews der Süddeutschen Zeitung mit der langjährigen UN-Dolmetscherin und Autorin Susanne Kilian. Frau Kilian vergleicht den Smalltalk mit einem Tanz, bei dem gewisse Erwartungen und Konventionen bedient werden müssen. Und dabei geht es keineswegs darum, belanglose Bemerkungen über das Wetter auszutauschen, sondern eine gemeinsame Kommunikationsebene zu etablieren. Dies gelingt, indem man sich im lockeren Austausch auf den Gesprächspartner einlässt und diesen beim Reden über unverfängliche Themen wie Sport oder Essen in eine Expertenrolle treten lässt. Unbedingt zu vermeidende Themen wie Politik, Religion oder Krankheit sind mit denen identisch, die auch in jedem Business-Knigge für deutsch-deutsche Geschäftsbeziehungen auf dem Index stehen. Aufmerksamkeit und Empathie gegenüber dem Partner dienen hier zur Pflege der Beziehungsebene; die Sachebene muss warten, bis man sich persönlich ein wenig aufeinander eingestimmt hat.

Fragen, Entschuldigen, Loben: Erweitern Sie Ihr Gesprächsrepertoire!

Kilian empfiehlt zudem, dem Gesprächspartner durch Fragesätze statt Aussagesätze mehr Freiraum zu geben, und eine Absage oder negative Aussage öfters einmal mit einem „I’m sorry“ zu entschärfen. Des Weiteren weist Kilian auf ein Phänomen des eingeschränkten Vokabulars hin, wenn es darum geht, etwas zu loben, Zustimmung oder Anerkennung auszudrücken: Die Worte, die vielen Deutschen in solchen ohnehin schwierigen Situationen hauptsächlich über die Lippen kämen, beschränkten sich auf „nice“, „interesting“ und „good“. Warum nicht auch einmal tiefer in die Vokabelkiste greifen und ein wenig im Gefühlsüberschwang schwelgen: „great“, „outstanding“ und „marvellous“ seien „wahre Trümpfe in der Kommunikation“, die von den im Geschäftsleben eher sachlichen und weniger gefühlsbetonten Deutschen noch viel zu selten eingesetzt würden.

Interkulturelle Kommunikation – Smalltalk ist wie Tanzen: Interview mit Susanne Kilin (Süddeutsche Zeitung)

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