emisch - etisch - Ansatz
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Emisch vs. etisch – Emischer vs. etischer Ansatz

Definition emisch / emischer Ansatz

Der emische Ansatz ist ursprünglich eine Herangehensweise aus der Ethnolinguistik, bei dem der Forscher einen Standpunkt innerhalb eines Systems oder einer Kultur einnimmt. Dieser Ansatz kann jedoch auch auf die kulturvergleichende und interkulturelle Forschung übertragen werden. Da die Forschung über eine Innenperspektive durchgeführt wird, werden vorrangig Konzepte und Messinstrumente genutzt, die aus der Perspektive der Angehörigen der untersuchten Kultur bzw. des untersuchten Systems angemessen und relevant erscheinen (vgl. Pike 1954).

Aufgrund der spezifischen Untersuchungsart ist diese Herangehensweise nicht neutral und lässt daher auch keinen kulturübergreifenden Vergleich zu. Ziel dieser Vorgehensweise ist vielmehr, bestehende Strukturen und Merkmale innerhalb eines fremdkulturellen Umfelds zu untersuchen und zu verstehen.

Definition etischer Ansatz

Im Gegensatz dazu wird beim etischen Ansatz ein Standpunkt außerhalb des zu untersuchenden Systems bzw. der zu untersuchenden Kultur eingenommen. Daher sind die verglichenen Kategorien bei dieser Herangehensweise universell. Ein Nachteil dabei ist allerdings, dass durch diese Vorgehensweise kulturelle Besonderheiten in den meisten Fällen nicht erfasst werden können (vgl. Headland et al. 1990).

Empfehlung für kulturvergleichende und interkulturelle Forschung

Aufgrund dessen empfiehlt sich für eine kulturvergleichende und interkulturelle Forschung eine Kombination beider Ansätze, um sowohl Gemeinsamkeiten (etic) als auch Unterschiede und kulturelle Besonderheiten (emic) zu erfassen und zu untersuchen (vgl. Berry 1999, Triandis 1995).
Ein Beispiel zur Verdeutlichung ist das Tragen eines Minirocks: In der Innenperspektive Deutschlands vollkommen akzeptabel, in manchen Außenperspektiven jedoch nicht. Umgekehrt erscheint in der deutschen Außenperspektive eine entblößte Brust als inakzeptabel, wohingegen dies in Ländern wie z.B. Kenia (Innenperspektive) als völlig normal angesehen wird (vgl. Krefeld 2016).

Literatur

Berry, J. W. (1999): Emics and Etics. A Symbiotic Conception. In: Culture & Psychology, 5 (2). 165-171.
Headland, T. N./Pike, K. L./Harris, M. (1990) (Hg.): Emic and Etic. The Insider/Outsider-Debate. Newbury Park: Sage.
Krefeld, T. (2016). Die ’emische’ und die ‘etische’ Forschungsperspektive. Abgerufen am 27. Februar 2017 von https://www.dh-lehre.gwi.uni-muenchen.de/?p=24046
Pike, K. L. (1954) (Hg.): Language in relation to an unified theory of the structure of human behavior. The Hage: Mouton.
Triandis, H. (1995): Individualism and collectivism. San Francisco: Westview.

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