Nonverbale Kommunikation Definition und Beispiele
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Nonverbale Kommunikation: Definition & Beispiele

Definition & Beispiele Nonverbale Kommunikation

Nonverbale Kommunikation bezieht sich auf die nichtsprachliche zwischenmenschliche Kommunikation und umfasst die Gebiete der Mimik, der Gestik und der Proxemik, die alle stark kulturabhängig sind. Zudem wird in einer Kultur, die tendenziell indirekt kommuniziert, auch viel nonverbal vermittelt (vgl. Loch/Schiffmann 2009). Nonverbale Ausdrucksformen dienen außerdem dazu einer verbalen Aussage die gemeinte Bedeutung zu verleihen (Bsp.: „Das hast du ja wieder toll gemacht.“). Die Aussage kann dann in Abhängigkeit von Gestik und Mimik entweder als Lob oder aber auch als Vorwurf verstanden werden (vgl. ebd.). Uneinigkeit besteht darüber, ob indirekte Kommunikation nur unbewusst verläuft – im Gegensatz zu verbaler direkter Kommunikation (vgl. Müller/Gelbrich 2014).

Nonverbale Kommunikation: Mimik

Bei Mimik werden Emotionen durch den Körper ausgedrückt. Es gibt dabei zwei Kategorien, die man beachten kann, Emotion und Lächeln.

1. Nonverbale Kommunikation & Emotionen
Es können zwei verschiedene Erklärungsansätze gegenübergestellt werden, der universalistische und der kulturrelativistische. Der universalistische Ansatz beschreibt pankulturelle Emotionen. Das heißt, das es bestimmte Gefühle gibt, wie zum Beispiel Furcht, Ekel, Fröhlichkeit und Überraschung, sogenannte Basisemotionen, welche überall auf der Welt gleich empfunden und ausgedrückt werden. Allerdings ergaben sich aus der Forschung Aspekte, die nicht durch den universalistischen Ansatz erklärt werden konnten. So ist die Deutung von Emotionen von Personen verschiedener Kulturen zwar möglich, jedoch im Fall der gleichen Kulturzugehörigkeit ist dies deutlich präziser möglich. Dies liegt an kulturspezifischen Emotionsregeln, welche festlegen, wann und wie Emotionen ausgedrückt werden dürfen. Beispielsweise wird bei den meisten Kulturen (z.B. Esten, Amerikaner aber auch Vietnamesen) Verachtung mit dem Zusammenkneifen der Lippen und einem nach oben gezogenen Mundwinken ausgedrückt. Italiener ziehen hingegen in der Regel bei derselben Emotion beide Mundwinkel nach unten. Zudem kann schon das allgemeine Zeigen oder nicht-Zeigen einer Emotion kulturell festgelegt sein. In Japan zum Beispiel ist es zumeist üblich – im Gegensatz zu westlichen Kulturen – negative Gefühle nicht über Mimik ausgzudrücken.

Bei der kulturrelativistischen Forschung kann es jedoch zu Schwierigkeiten kommen, da Gefühle anhand von verbalen Ausdrücken untersucht werden. Jedoch wird auch die Sprache durch kulturelle Unterschiede beeinflusst, sodass es zu Unterschieden im Emotionen beschreibenden Vokabular gibt – beispielsweise haben Tahitianer*innen nur wenige Ausdrücke, um Trauer zu beschreiben, dafür umso mehr für Wut.
Zudem gibt es auch noch den Neurokulturellen Erklärungsansatz. Dieser erklärt den Zusammenhang in der Bezeichnung von Gefühlen und dem erlebten Gefühl durch Interaktion von Gehirn und Kultur. Damit können inter- und intrakulturelle Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten erklärt werden. Beispiel hierfür ist, das Kinder weltweit ihre Gefühle freier ausdrücken können.

2. Nonverbale Kommunikation & Lächeln
Lächeln ist im Gegensatz zu Lachen nur mimisch zu erkennen. Man muss in diesem Zusammenhang jedoch zwischen echtem und unechtem Lächeln unterscheiden. Bei einem echten Lächeln werden die Mundwinkel nach oben gezogen und es entstehen Grübchen und Krähenfüßchen an den Augen. Das falsche bzw. verächtliche Lächeln besteht auch aus nach oben gezogene Mundwinkeln und Grübchen, jedoch werden auch die Lippenwinkel kontrahiert.

Chinesen, Japaner und Koreaner setzen Lächeln in der Regel vielfältiger ein, als dies in westlichen Kulturen der Fall ist. Einerseits wird es für positive Emotionen verwendet, andererseits aber auch zum Verbergen von sozial unerwünschten negativen Emotionen, wie zum Beispiel Verlegenheit oder Trauer. Denn in vielen asiatischen Kulturen ist es kulturell gegeben, dass man seine soziale Umgebung nicht mit den eigenen Problemen belastet, und immer “lächelnd bleibt”. Es ist somit jedoch schwierig, für Personen die dieser Kultur nicht zugehören, dieses Lächeln richtig zu interpretieren. Dies liegt daran, dass Asiaten zumeist Mimik bereits “in den Augen” erkennen können. Zum Beispiel drücken die asiatischen Emoticons beim Schreiben von E-Mails, anders als die westlichen, die Emotionen mit den Augen aus. In einer Studie wurde herausgefunden, dass Japaner im Gegensatz zu Amerikanern Emotionen eher aus dem Umfeld erschließen als anhand der eigentlichen Personenaussage. Sie achten zum Beispiel bei Cartoons auf die im Hintergrund abgebildeten Personen, wohingegen Amerikaner hauptsächlich auf die Hauptperson schauen. Dies resultiert aus dem Unterschied zwischen den Kulturen, nach dem Vertretern der asiatischen Kulturen externe Normen und die Bewertung von außen wichtiger sind.

Nonverbale Kommunikation & Gestik

Im Gegensatz zu Mimik, welche sich meist auf Emotionen bezieht, ist Gestik enger mit dem Denken verbunden. Nach der universalistischen Auffassung gibt es kulturinvariante Gesten, die Emotionsausdrücke begleiten, wie zum Beispiel das Verbergen des Gesichts in den Händen. Es ist somit auch weltweit verständlich, wenn man sich “klein” macht, sobald man Angst hat, und etwa Polizisten und Soldaten versuchen, sich zum Beispiel durch Helme größer zu machen. Diese Aussagen der universalistischen Auffassung wurden zwar empirisch bestätigt, jedoch auch durch kulturspezifische Gesten verändert, da diese Unterschiede in der Gestik oft zu Missverständnissen führen können. Eine Geste kann in verschiedenen Kulturen vorkommen, aber das ganz Gegensätzliches bedeuten, wodurch Missverständnisse entstehen können. So bedeutet der “Daumen hoch” in Deutschland, USA und Korea “sehr gut”, in Ghana oder im Iran wird dagegen darunter eine vulgäre Beschimpfung verstanden. Demgegenüber wird diese Geste in Japan dazu verwendet, um “Freund” bzw. “Partner”, aber auch die Zahl 5 zu signalisieren. Eine andere Geste, die kulturell oft missverstanden werden kann, ist das Nicken oder Kopfschütteln. In Mitteleuropa und Nordamerika bedeutet Kopfnicken Zustimmung und Kopfschütteln “nein”, im ehemaligen osmanischen Reich (Griechenland, Türkei, Bulgarien) aber auch in Teilen Afrikas verhält es sich andersherum und das Nicken ist ein Zeichen der Verneinung während Kopfschütteln ein Zeichen der Zustimmung ist (Achtung: “Kopfschütteln” ist ein “weites Feld” und natürlich unterschiedlich ausführbar). In konfuzianischen Kulturen ist Nicken zudem meist lediglich ein Zeichen des Verständnisses, das Kopfschütteln hingegen kann in Korea als Zeichen des Unwissens interpretiert werden, was in Deutschland und Amerika durch Schulterzucken kommuniziert wird.

Emotionen können aber auch durch Körperhaltung ausgedrückt werden. Die Somatisierung einer Emotion, der körperliche Ausdruck eines psychischen Zustandes, kann universell verstanden werden und deshalb eher als angeboren als als erlernt bezeichnet werden. Stolz, der Gruppe der sozialen Emotionen zugehörig, entsteht aus der Selbstbewertung heraus und kann zum Beispiel als ‚cultural universal‘ verstanden werden: Die typische nonverbale Pose, die Stolz beschreibt, ist ein schmales Lächeln, ein zurückgelegter Kopf und die Hände in den Hüften platziert und wird in westlichen, afrikanischen und asiatischen Kreisen gleich erkannt.

Nonverbale Kommunikation & Blickkontakt

In den meisten Kulturen schaut man sein Gegenüber in “angemessener” Weise in einem Gespräch an. Jedoch ist nicht immer klar, was als angemessen gilt. Die Dauer des Blickkontakts kann sich aufgrund verschiedener Faktoren kulturell unterscheiden. Zum Beispiel kommt es darauf an, wie gut man sich kennt: wenn man sich länger kennt, darf man sich länger anschauen. Auch die soziale Stellung ist auschlaggebend, denn je höher die hierarchische Position desto länger sollte der Blickkontakt sein. Im arabischen Raum wird Blickkontakt länger gehalten als im westlichen Raum. Zugleich wird von Europäern eine Person, die Blickkontakt meidet, als verdächtig angesehen. Auch Deutsche halten im Gespräch normalerweise intensiver Augenkontakt, was von anderen Nationalitäten, wie zum Beispiel vielen Amerikanern, als anstrengend wahrgenommen werden kann. Es kann jedoch auch zu Missverständnissen kommen, wenn man das Gegenüber zu lange anschaut. In Teilen Afrikas wird direkter Blickkontakt als Drohung wahrgenommen, in anderen afrikanischen Kulturen oder in Lateinamerika gilt es als respektlos, wenn jemand aus einer niederen sozialen Schicht jemanden aus einer höheren direkt anschaut. In arabischen Kulturen hingegen ist es normal, unter Männern “in den Augen des anderen zu lesen”. Asiaten hingegen schauen den Gesprächspartner oft nur kurz an und senken darauf den Blick, da ggf. auch selbst der Blick ins Gesicht als unfreundlich gewertet wird.

Für alle Aussagen zu nonverbalen Signalen gilt – wie im interkulturellen Kontext grundsätzlich – die Darstellung einer allgemeinen Tendenz, die natürlich subjektiv bedingt ist und keine absolute Gültigkeit besitzt.

Literatur

Müller, S., & Gelbrich, K. (2014). Interkulturelle Kommunikation. München: Vahlen.
Müller-Jacquier, B. (1999). Interkulturelle Kommunikation und Fremdsprachendidaktik. (Studienbrief Kulturwissenschaft). Koblenz: Universität Koblenz-Landau.
 

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