Kulturelle Selbsterfahrung und kulturelle Selbstreflexion
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Kulturelle Selbsterfahrung und kulturelle Selbstreflexion

Kulturelle Selbsterfahrung

Bei kultureller Selbsterfahrung geht es nicht um personale Eigenschaften oder Lebensweisen, sondern um Verhaltensweisen oder Einstellungen, die sich von Kultur zu Kultur unterscheiden können, jedoch im eigenen kulturellen Kontext gleich sind. Somit nimmt man das kulturelle Selbst nicht unbedingt bewusst wahr, da es in einer Umgebung mit ähnlichen Lebensweisen entsteht, die als selbstverständlich und normal angesehen werden.

Weitere Begriffe für kulturelle Selbsterfahrung sind: “soziales” oder “sozio-kulturelles” Selbst und “kulturelle Identität”.

Kulturelle Selbstreflexion

Unter kultureller Selbstreflexion versteht man das Nachdenken über die kulturelle Zugehörigkeit und das Erkennen von Einflüssen und Verhaltensweisen, die man dadurch erfahren hat. In der Selbstreflexion wird einem bewusst, dass diese kulturellen Orientierungen die eigenen Wahrnehmungen und das eigene Handeln bestimmen. Außerdem sollte man sich darüber klar werden, mit welchem kulturellen Hintergrund man aufgewachsen ist und weshalb man dann bestimmte Verhaltensweisen als normal ansieht. In einem letzten Schritt lernt man dann das “Eigene” und “Fremde” zu unterscheiden.

Erfahrung durch alleiniges Nachdenken oder durch Interaktion

Kulturelle Selbsterfahrung und kulturelle Selbstreflexion können in der Interaktion mit anderen Menschen oder durch alleiniges Nachdenken erfahren werden. Jedoch ist wichtig, dass heutzutage Menschen in diversen kulturellen Systemen leben können und somit mehrere kulturelle Identitäten entwickeln. Sobald aber nur Interaktion mit Menschen aus derselben Kultur besteht, kann es nur schwer bewusst werden, wie das eigene kulturelle Selbst aussieht. Erst durch die Konfrontation mit Menschen aus anderen Kulturen mit anderen Identitäten entsteht ein Bewusstsein des kulturellen Selbst. Jedoch können kulturelle Selbstbilder, das heißt Vorstellungen von der eigenen kulturellen Identität, auch schon vor der Interaktion mit anderen kulturellen Kontexten entstehen. Es wird einem zudem sogar ein Selbstbild aus Stereotypen der Nationalität zugehörig vermittelt. Dies kann dann zusätzlich noch im Ausland bestätigt werden (z.B. dass man darauf angesprochen wird, dass man sich als Deutscher immer auf eine bestimmte Art und Weise verhält).

Erfahrung durch kulturelle Kontrasterlebnisse

Meistens werden kulturelle Selbsterfahrung und kulturelle Selbstreflexion durch kontrastreiche Erfahrungen erlebt. Zum Beispiel merkt man durch den Linksverkehr in Großbritannien, dass Rechtsverkehr nicht zwangsläufig etwas Normales ist. Das heißt nicht, dass man von nun an die Regeln des Rechtsverkehrs nicht mehr einhält, aber dass man sich bewusst wird, wie man sich in verschiedenen kulturellen Kontexten in gegebenen Situationen zu verhalten hat.

Da man die eigenen kulturellen Schemata oft als selbstverständlich ansieht, denkt man nicht weiter darüber nach und wendet sie – meist unbewusst und automatisch – an. Das Fremde dagegen wird immer als Kontrasterfahrung gesehen basierend auf eigenen Vorstellungen und Bewertungen. Menschen, die diese Erfahrungen nicht erleben beziehungsweise nicht weiter darüber nachdenken, glauben, dass die eigenen kulturellen Orientierungen die normalen und richtigen sind und sich alle daran halten sollten und nach diesen Regeln verhalten müssen (siehe Ethnozentrismus). Es kann dann passieren, dass zum Beispiel Kinder oder naive Menschen sich durch neue fremde Kontrasterfahrungen emotional belastet fühlen, und mit Lachen oder aber auch Aggressionen reagieren.

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