Transkulturalität
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Transkulturalität: Interkulturell vs. transkulturell

Transkulturalitätsbegriff nach Wolfgang Welsch: Ansatz der Transkulturalität

Ein in seiner Komplexität bisher noch nicht hinreichend erfasster, dafür aber sehr interessanter Ansatz ist derjenige der “Transkulturalität”. Ursprünglich durch den Kubaner Fernande Ortiz geprägt, nahm der Jenaer Philosoph Wolfgang Welsch den Transkulturalitätsbegriff im deutschsprachigen Raum auf.1

Transkulturalität: Definition & Begriffseingrenzung

Welsch spricht sich gegen ein traditionelles Kulturkonzept aus und entwirft ein Konzept der Transkulturalität, das ein Bild von der Verflochtenheit, Durchmischung und Gemeinsamkeit der Kulturen in modernen, hochgradig differenzierten Gesellschaften zeigt.2 Seine grundlegende Annahme ist, dass „kulturelle Differenzen nicht nur zwischen Gesellschaften, sondern gleichermaßen und zunehmend innerhalb Gesellschaften bestehen.“ Damit zeigt sich Transkulturalität als ein gesellschaftliches Phänomen, das sich vor allem in den Wahrnehmungen, Denkmustern und im Handeln von Individuen zeigt, da einheitliche Lebensformen nicht mehr existieren.3

Kulturkonzept von Johann Gottfried Herder

Das Kulturkonzept von Johann Gottfried Herder4 – der Kulturen als „geschlossene Kugeln“ bzw. „autonome Inseln“ mit jeweils eigenen territorialen Bereichen bzw. sprachlicher Ausdehnung beschrieb – bezeichnet Welsch als „hochgradig imaginär und fiktiv“. Er kritisiert, dass essentialistische Kulturkonzepte, die auf Herder aufbauen, soziale Homogenisierung, ethnische Fundierung und Abgrenzungen nach außen forcieren. Dies erweist sich schnell als problematisch: „Kugelprämisse plus Reinheitsgebot machen nicht nur ein gegenseitiges Verstehen der Kulturen unmöglich, sondern die Forderung nach einer derartigen kulturellen Identität führt auch zu Separatismus und bereitet politischen Konflikten und Kriegen den Boden.“5

Kritik an den weitverbreiteten Konzepten der Inter- und Multikulturalität

An seine Kritik zu klassischen Kulturverständnissen anknüpfend, kritisiert Welsch die weitverbreiteten Konzepte der „Inter- und Multikulturalität“ als grundlegend falsch begründet: „Die Misere der Interkulturalität liegt in der Tatsache verborgen, dass sie noch immer von einer insel- bzw. kugelartigen Verfassung der Kulturen ausgeht […] Das Konzept versäumt es, die Wurzel des Problems anzugehen. Es ist nicht radikal genug, sondern bloß kosmetisch.“6  Auch Multikulturalität greife zwar die Probleme des Zusammenlebens verschiedener Kulturen innerhalb einer Gesellschaft auf, gehe dabei aber von der Existenz klar unterschiedener, in sich homogener Kulturen aus – im Gegensatz zur Interkulturalität allerdings innerhalb ein und derselben staatlichen Gemeinschaft: „Das Multikulturalitätsprinzip […] ist zwar gegenüber konservativen Forderungen nach gesellschaftlicher Homogenität progressiv, in seinem Kulturverständnis aber bleibt es traditionell und droht, regressiven Tendenzen Vorschub zu leisten.“7  Welsch Meinung nach sind die beiden Ansätze durch ihr Beharren auf kultureller Identität vor dem „Übergang in den politischen Fundamentalismus nicht gefeit“.8

Transkulturalität überwindet “Unfähigkeit” traditioneller Kulturkonzepte

Wolfgang Welsch sieht das traditionelle Kulturkonzept als unfähig an, binnenkulturellen Differenzierungen gerecht zu werden, da es regionale, soziale und funktionale Unterschiede sowie die Unterschiede zwischen den Lebensstilen – wissenschaftliche, künstlerische, religiöse Kultur – übersehe.“9

Entwicklung des Konzepts „Transkulturalität“ von Wolfgang Welsch

Mit diesen Überlegungen als Ausgangspunkt entwickelt Wolfgang Welsch das Konzept der Transkulturalität als Versuch, traditionelle Kulturvorstellungen zu ergänzen. Heutige Kulturen haben ihm zufolge „de facto nicht mehr die unterstellte Form der Homogenität und Separiertheit, sondern sind weitgehend durch Mischungen und Durchdringungen gekennzeichnet.“10

Durch die heute verbesserten Transportmöglichkeiten und die damit verstärkt auftretenden Migrationsbewegungen seien die Menschen global miteinander vernetzt. Welsch betont die starke Durchflochtenheit heutiger Kulturen und die Aufweichung von nationalen Grenzen: Die Lebensformen enden nicht mehr an den Grenzen der Nationalkulturen, sondern überschreiten diese, finden sich ebenso in anderen Kulturen“.11 Durch Kontakte in der Residenzgesellschaft, in der Herkunftsgesellschaft und mit Verwandten in weiteren Ländern sowie durch Datennetze, Kommunikationsmittel und globalen Handel entstehen „transnationale“ soziale Räume von ökonomischer und psychosozialer Bedeutung. Pendelmigrationen zwingen Wandernde dazu, einen Weg zwischen der Anpassung an das Neue und der Bewahrung des Vertrauten zu gehen.12 Individuen sind diesem Ansatz nach durch unterschiedliche kulturelle Anteile geprägt und müssen die Aufgabe erfüllen, die verschiedenen Komponenten miteinander zu verbinden.13

Transkulturalität und binnenkulturelle Differenzierungen

Hieraus ergebe sich gleichzeitig, dass Probleme und Bewusstseinslagen in einst für grundverschieden erachteten Kulturen in gleicher Weise aufträten bzw. quer durch sie hindurch gingen und Lebensformen durch eine interne Pluralisierung möglicher Identitäten gekennzeichnet seien, die grenzüberschreitende Konturen aufweisen. So müsse man heute eher von „binnenkulturellen Differenzierungen“ regional, sozial oder funktional divergierender Kulturen sprechen.14

Nach Welsch sind Gesellschaften in sich multikulturell, da sie verschiedene Lebenswege und Lebensstile beinhalten und vertikale Unterschiede innerhalb der Gesellschaften bestehen: „Die Kultur eines Arbeitermilieus, eines Villenviertels und der Alternativszene weisen kaum noch einen gemeinsamen kulturellen Nenner auf.“ Gleichzeitig gebe es horizontale Differenzen: „Unterschiede von weiblicher und männlicher, heterosexueller, lesbischer oder schwuler Orientierung können einschneidende Differenzen in den kulturellen Mustern und Lebensformen begründen.“15

„Transkulturalität“ – historisch keineswegs neu

Als Vertreter der Postmoderne nimmt Wolfgang Welsch vor allem auf postmoderne Gesellschaften Bezug. Dennoch erklärt er, dass Transkulturalität historisch keineswegs neu ist, sondern vielmehr die Regel: „Für jemanden, der die europäische Geschichte kennt, ist diese historische Transkulturalität ohnehin evident. Die Stile waren länder- und nationenübergreifend, und viele Künstler haben ihre besten Werke fern von der Heimat geschaffen. […] Oder man nehme die japanische Kultur: Es wäre offenbar unmöglich, sie ohne Berücksichtigung ihrer Verflechtung mit chinesischer, koreanischer, indischer, hellenistischer und moderner europäischer Kultur zu rekonstruieren.“16

Steigerung des Ausmaßes an „Transkulturalität“

Vor allem durch Machtprozesse – die kapitalistische Ökonomie mit ihrer globalen Erschließung materieller und humaner Ressourcen – sei in den letzten Jahrzehnten das Ausmaß der Transkulturalität gestiegen und somit global gültig: „Einen Einbau transkultureller Elemente findet man heute in allen Populationen. Auch bei unterprivilegierten Schichten („Prekariat“) oder bei für gleichermaßen arm wie homogen angesehenen Populationen (Tibet) ist festzustellen, dass die Leute zumindest einige Elemente anderer kultureller Herkunft kennen und einige davon inkorporiert haben, also ein Stück weit transkulturell geworden sind.“17

Da die bisher scheinbar stabilen Kategorien von Eigenheit und Fremdheit sich auflösen und im Innenverhältnis einer Kultur heute ebenso viele Fremdheiten wie im Außenverhältnis zu anderen Kulturen existieren, sagt Welsch, dass „anstelle der separierten Einzelkulturen von einst […] eine interdependente Globalkultur entstanden [ist], die sämtliche Nationalkulturen verbindet und bis in Einzelheiten hinein durchdringt.“18

Trennschärfe zwischen Eigenkultur und Fremdkultur verschwimmt im Konzept der Transkulturalität

Dies bedeutet seinem Verständnis nach allerdings keine Uniformierung: „Und man täusche sich nicht. Die Infiltration zeigt sich nicht bloß, wie allzu billig unentwegt wiederholt wird, in Bezug auf Coca Cola, McDonald’s oder CNN, sondern sie betrifft sämtliche Dimensionen der Kultur, sie durchzieht Populärkultur und Hochkultur gleichermaßen. […] Im Innenverhältnis einer Kultur – zwischen ihren diversen Lebensformen – existieren heute ebenso viele Fremdheiten wie in ihrem Außenverhältnis zu anderen Kulturen. Anders gesagt: Die Trennschärfe zwischen Eigenkultur und Fremdkultur ist dahin.“19

Differenzierungen in kulturellen Austauschprozessen

Differenzierungen folgen nach diesem Konzept heute nicht mehr geografischen, sprachlichen oder nationalen Vorgaben, sondern kulturellen Austauschprozessen. Dies führt zu einem Netzwerk-Design, bei dem zwar Unterschiede nicht verschwinden, Verständnismöglichkeiten jedoch zunehmen:20 „Die transkulturellen Netze sind also, kurz gesagt, aus unterschiedlichen Fäden zusammengesetzt und auf unterschiedliche Weise gewebt. Daher wird, wo Transkulturalität durchdringt, im Ergebnis erneut ein hoher Grad an kultureller Mannigfaltigkeit bestehen […]. Die transkulturellen Netze haben stets einige Elemente gemeinsam, während sie sich in anderen unterscheiden, so daß zwischen ihnen nicht nur Unterschiede, sondern zugleich Gemeinsamkeiten bestehen.“21 In diesem Sinne schreibt Welsch der Vorsilbe „trans“ eine doppelte Bedeutung zu: „‚Transkulturalität‘ will, dem Doppelsinn des lateinischen trans- entsprechend, darauf hinweisen, dass die heutige Verfassung der Kulturen jenseits der alten (der vermeintlich kugelhaften) Verfassung liegt und dass dies eben insofern der Fall ist, als die kulturellen Determinanten heute quer durch die Kulturen hindurchgehen, so dass diese nicht mehr durch klare Abgrenzung, sondern durch Verflechtungen und Gemeinsamkeiten gekennzeichnet sind.“22

Transkulturalität in anderen Wissenschaften

In den USA entwickelte die Pflegewissenschaftlerin Madeleine Leininger in den 1960er Jahren ein inzwischen durchaus umstrittenes Konzept “Transkulturelle Pflege“, das sie allerdings auf einem veralteten Kulturverständnis aufbaut – sie versteht „transkulturell“ eher als „transnational“ bzw. „international“. 23

Aus der Auseinandersetzung mit Leininger und Welsch entwickelte die Schweizer Pflegewissenschaftlerin Dagmar Domenig ein an den deutschen Sprachraum angepasstes Konzept der Transkulturellen Pflege, indem sie sich gegen eine Kulturalisierung jeglicher Interaktionsschwierigkeiten im Migrationskontext und damit einer Abwälzung der Verantwortung auf die MigrantInnen selbst ausspricht.

In Welschs Sinne spricht sie sich dafür aus, kulturelle Grenzen zu überwinden und nach Gemeinsamkeiten zu suchen.24 Dabei sei nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten „Kultur“ handlungsleitend, sondern der Kontext, die Interaktion, die individuelle Biografie, aber auch persönliche Interessen und Strategien für den Einzelnen.

Beurteilung und Ausblick auf das Konzept „Transkulturalität“

Mit Recht hat Wolfgang Welsch Herders Kulturkonzept kritisiert und als veraltet dargestellt. Dass die Idee von „Kulturkreisen“ inzwischen überholt ist, ist in der Ethnologie allerdings keine Neuigkeit und wird bereits seit den 1960er Jahren durch diverse Ethnologen diskutiert. Vertreter eines moderneren Kulturkonzeptes ist etwa Clifford Geertz, der Kultur als selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe interpretiert, auch der Netzwerkbegriff wird immer wieder vertreten.25

In diesem Sinne ist Welschs Kritik an dem Begriff der Interkulturalität allerdings problematisch: Auch das Interkulturalitätskonzept, dem er eine „Erfolgsunmöglichkeit“ unterstellt,26 hat sich inzwischen dahin weiterentwickelt, dass Kulturen nicht mehr nur Nationen, Sprachgruppen oder ethnischen Gruppierungen zugeschrieben werden, sondern auch – ganz im Sinne der ethnologisch-soziologischen Forschung zu Subkulturen – unterschiedlichen gesellschaftsinternen Gruppierungen.

Deutet man Kultur im Sinne Clifford Geertz als selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe, setzt das Konzept des interkulturellen Austauschs genau an dem Punkt an, an dem tatsächlich Unterschiede bestehen, mit denen es umzugehen gilt. Im weiten Sinne können hier also unterschiedliche Unternehmenskulturen genauso verhandelt werden wie unterschiedliche Denk- und Wahrnehmungsmuster von beispielsweise Punks und Anwälten.

Weiterhin starke Verankerung „starrer Kulturkonzepte“

Dennoch zeigen aktuelle Diskurse immer wieder, wie stark starre Kulturkonzepte weiterhin in den Köpfen der Menschen verankert sind. Ein Beispiel hierfür ist die Tatsache, wie Samuel Huntingtons These zum Konflikt der Zivilisationen in tagespolitischen Debatten Widerklang findet. Selbst Welsch, der einerseits das Konzept der „inselhaften Kulturen“ kritisiert, hält mit seinem Konzept der „Transkulturalität“ am Kulturbegriff fest, ohne dass erkenntlich wird, wie Kulturen, die transkulturell durchdrungen werden, definiert werden können.

Transkulturalität als “Übergangskonzept”?

Gerade durch das Festhalten am Kulturkonzept beurteilt Dagmar Domenig Transkulturalität als Übergangskonzept: „Transkulturalität soll demnach einerseits die ‚fortdauernde Existenz von  Einzelkulturen (beziehungsweise des alten Verständnisses der  Kulturen)‘ und andererseits den ‚Übergang zu einer neuen, transkulturellen Form der Kulturen‘ symbolisieren“. Dies sei eine sinnvolle Phase, denn „die Wissenschaft kann zwar den essentialistischen Kulturbegriff dekonstruieren, doch solange Nicht-WissenschaftlerInnen ihre Lebenswelt nach wie vor begrifflich mit dem Konstrukt ‚Kulturen‘ ordnen und entsprechende Bedeutungszusammenhänge damit verknüpfen, kommt die Wissenschaft nicht darum herum, sich dieser Begrifflichkeit zu stellen“.27

„Transkulturalität“ versucht globale & lokale Aspekte zu verbinden

Das Konzept der Transkulturalität ist in diesem Sinne ein interessanter Ansatz, der versucht, globale und lokale bzw. universalistische und auch partikularistische Aspekte miteinander zu verbinden und den Kulturbegriff zu überdenken. Chancen des Konzepts der Transkulturalität liegen also vor allem in der radikalen Abwehr essentialistischer Kulturkonzepte und der Anerkennung unterschiedlicher Identitäten sowie von Diversity innerhalb und zwischen Gesellschaften. Damit legt Welsch eine Grundlage für neue konstruktivistische Konzepte und richtet den Blick auf Individuen und ihre Lebenssituation. Ob dies allerdings eine revolutionäre Umorientierung darstellt, bleibt anzuzweifeln.Welsch geht davon aus, dass mit zunehmender Bekanntheit und Akzeptanz des Transkulturalitätskonzeptes die transkulturellen Individuen lernen, mit gesellschaftlicher Transkulturalität zurechtzukommen: „Ein Individuum, in dessen Identität eine ganze Reihe kultureller Muster Eingang gefunden hat, besitzt bezüglich der Vielzahl kultureller Praktiken und Manifestationen, die sich in seiner gesellschaftlichen Umwelt finden, größere Anschlusschancen  […]. Aus je mehr Elementen die kulturelle Identität eines Individuums zusammengesetzt ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass eine Schnittmenge mit der Identität anderer Individuen besteht […]. Sie werden in der Begegnung mit ‚Fremdem‘ eher in der Lage sein, statt einer Haltung der Abwehr Praktiken der Kommunikation entwickeln [sic!].“29

„Transkulturalität“ zielt auf ein vielmaschiges Verständnis von „Kultur“

Damit zielt das Konzept der Transkulturalität auf „ein vielmaschiges und inklusives, nicht auf ein separatistisches und exklusives Verständnis vor Kultur“ und intendiert „eine Kultur, deren pragmatische Leistung nicht in Ausgrenzung, sondern in Integration“ bestehe.  Transkulturalität arbeite somit der Bildung „einer friedlicheren Weltgesellschaft zu“.30

In dieser Aussage zeigt sich die Zukunftsgerichtetheit Wolfgang Welschs Kulturkonzeptes und damit auch, dass das Transkulturalitätskonzept zum Teil auf einer Utopie basiert – was Welsch selber zugibt: „Sagt man uns – wie der alte Kulturbegriff es tat -, daß Kultur eine Homogenitätsveranstaltung ist, so werden wir uns entsprechend verhalten und die gebotenen Zwänge und Ausschlüsse praktizieren […] Sagt man uns – oder den Heranwachsenden – hingegen, daß Kultur gerade auch Fremdes einbeziehen und transkulturellen Komponenten gerecht werden müsse, dann werden wir oder sie diese Aufgabe in Angriff nehmen […] In diesem Sinn ist die ‚Realität‘ von Kultur immer auch eine Folge unserer Konzepte von Kultur.“31

Welschs “Transkulturalität” bleibt theoretisch aber zukunftsgerichtet

Vor allen, weil Welschs Transkulturalität stark zukunftsgerichtet ist, bleibt es zunächst schwer widerlegbar und rein theoretisch, was in der Überprüfung und im aktiven empirischen Arbeiten zu Problemen führt. Solange der Ansatz nicht weiter untermauert ist, bleibt zunächst auch offen, wie sich die von Wolfgang Welsch beschriebene Transkulturalität konkret zeigt und ausdrückt.

Für die Integrationsbemühungen in einer heute schon diversifizierten Gesellschaft bietet der Ansatz allerdings heute schon weitreichende Möglichkeiten, die Identitäten, Bedürfnisse, Wahrnehmungsmuster und Lebensformen von Zugewanderten sowie Einheimischen aus einem geänderten Blickwinkel wahrzunehmen. Im Sinne des Diversity-Ansatzes können so Gemeinsamkeiten leichter erkannt und genutzt werden. Separatistische Ansätze müssen somit zugunsten von Austauschprozessen und interkultureller Öffnung zurückstecken.

Fußnoten

1 „Transkulturalisierung“ findet erstmalig beim Kubaner Fernando Ortiz in dessen 1940 erstpublizierten soziologi-schen Studie mit dem Titel „Contrapunteo Cubano del Tabaco y el Azúcar“ Verwendung und lebt in den 1990er Jahren in verschiedenen akademischen Disziplinen wieder auf. Vgl. Reichard, Dagmar (2006): Zur Theorie einer transkulturellen Frankophonie. Standortbestimmung und didaktische Relevanz. Gefunden: https://web.fu-berlin.de/phin/phin38/p38t2.htm. Letzter Zugriff 29.08.2011.
2 Vgl. Welsch, Wolfgang (2002): Kulturverständnis. Netzdesign der Kulturen (29.08.2011)
3  Zitiert nach: Datta, Asit (Hrsg.) (2006): Transkulturalität und Identität. Bildungsprozesse zwischen Exklusion und Inklusion. Frankfurt/M: IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation. S.29 u. 153. (Hervorhebungen im Original).
4 Vgl. Herder, Johann Gottfried von (1995): Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Neuausgabe. Bodenheim: Syndikat-Buchgesellschaft.
5 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (1998): Transkulturalität. Zwischen Globalisierung und Partikularisierung. In: Mainzer Universitätsgespräche. Interkulturalität. Grundprobleme der Kulturbegegnung. Mainzer Universitätsge-spräche 1998. Mainz: o.V. S.46-48, zitiert aus S.48.
6 Zitiert nach: Ebd.
7 Zitiert nach: Ebd.
8 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (2002).
9 Vgl. Welsch, Wolfgang (1998).
10 Zitiert nach: Ebd. S.51.
11 Vgl. Ebd. S.51.
12 Vgl. Datta, Asit (Hrsg.) (2006). S.124-126.
13 Vgl. Welsch, Wolfgang (2002).
14 Vgl. Welsch, Wolfgang (1998). S.51.; Welsch, Wolfgang (2002).
15 Zitiert nach: Welsch,  Wolfgang (1998): S.47/48.
16 Zitiert nach: Ebd. S.55.
17 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (2009): Was ist eigentlich Transkulturalität? S.10.
18 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (2002).
19 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (1998): S.52.
20 Vgl. Welsch, Wolfgang (2002).
21 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (1998). S.59.
22 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (2009).
23 Vgl. Leininger, Madeleine (1998): Kulturelle Dimensionen menschlicher Pflege; Leininger, Madeleine (1991): Culture Care Diversity and Universality: A Theory of Nursing und Alban, Susanna/Madeleine Lei-
Ninger/Cheryl Reynolds (2000): Multikulturelle Pflege.
24 Vgl. Welsch, Wolfgang (1998): S.51; Dornheim, Jutta (2003): Konzepte zu „Kultur“ und „kultureller Identität“ für die Pflegebildung. Synopse – Kritik – Perspektiven. In: Friebe, Jens; Michaela Zalucki (Hrsg.) (2003): Interkulturelle Bildung in der Pflege. S.61-84. S.162.
25 Zum Beispiel Soziale Netzwerke (Mark Granovetter) oder Transnationale Netzwerke (Ludger Pries).
26 Vgl. Welsch, Wolfgang (2009): S.8.
27 Zitiert nach: Domenig, Dagmar (Hrsg.) (2001): Professionelle Transkulturelle Pflege. Handbuch für Lehre und Praxis in Pflege und Geburtshilfe.
28 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (2009): S.6.
29 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (1998).
30 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (2009): S.14.
31 Zitiert nach: Welsch, Wolfgang (1998): S.56.

Zitierweise
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